Biozide

Die BPR im Blick: Desinfektionsmittel

Spätestens seit der Corona-Pandemie ist bekannt, wie wichtig die Verwendung von Desinfektionsmittel gegen verschiedene Krankheitserreger und Infektionskrankheiten ist. Die Vermarktung und Zulassung von Desinfektionsmitteln regelt seit ihrer Einführung im September 2013 die Biozidprodukt-Verordnung (BPR).

6 Min.

26.09.2024

Desinfektionsmittel sind eine der größten Produktgruppen, die im Rahmen der Biozidprodukt-Verordnung (BPR) reguliert wird. Aufgrund ihrer vielfältigen Einsatzbereiche teilt die BPR Desinfektionsmittel in fünf Produktarten ein. In den verschiedenen Leitlinien zur BPR gibt es sehr genaue Vorgaben, die Desinfektionsmittel erfüllen müssen, um im Rahmen der BPR in Europa vermarktet zu werden.

Was sind Desinfektionsmittel?

Desinfektionsmittel sind chemische Substanzen oder Gemische, die Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten unschädlich machen oder ihr Wachstum verringern. Desinfektionsmittel enthalten in der Regel aktive Wirkstoffe mit antimikrobiellen Eigenschaften die auch die Fähigkeit  haben, spezifisch gegen bestimmte Arten von Mikroorganismen vorzugehen. Chemische Verbindungen wie Alkohole (z. B. Ethanol oder Isopropanol), Phenole, quaternäre Ammoniumverbindungen, Peroxide, Chlorverbindungen oder andere antimikrobielle Substanzen können in diesen Produkten enthalten sein. Sie werden regelmäßig in einer Vielzahl von Branchen und Berufen eingesetzt und kommen dabei in Kontakt mit unterschiedlichen Oberflächen. Je nach Anwendungsbereich unterscheidet die BPR die folgenden fünf Produktarten:

PT 1: Menschliche Hygiene

Hierunter fallen alle Desinfektionsmittel, die unmittelbaren Kontakt mit der menschlichen Haut haben und zur Desinfektion dieser dienen, z. B. Handdesinfektionsmittel. Produkte, die zur Desinfektion von Wunden eingesetzt werden, sind nicht über die BPR reguliert, sondern über die Medizinprodukteverordnung.

PT2: Desinfektionsmittel und Algenbekämpfungsmittel, die nicht für eine direkte Anwendung bei Menschen und Tieren bestimmt sind

Unter diese Produktart fallen zahlreiche verschiedene Anwendungen, die zum Ziel haben, eine Oberfläche zu desinfizieren bzw. das Wachstum von Mikroorganismen zu verhindern. Die Anwendungsbereiche gehen von einfachen Oberflächendesinfektionsmitteln über spezielle Schimmelentferner bis hin zu silberhaltigen Geweben in Funktionskleidung. Unterschieden wird hier zwischen der Art der Anwendung und dem Einsatzort. So sind die Anforderungen an Produkte für öffentliche Einrichtungen höher als die für den häuslichen Gebrauch. PT 2 versammelt sehr unterschiedliche Produkte, die nicht direkt den anderen Produktarten zugeordnet werden können. So finden sich hier auch Algizide für Aquarien und Schwimmbäder, aber auch Produkte zur Desinfektion von Luft, Abwässern oder chemischen Toiletten.

PT3: Hygiene im Veterinärbereich

Diese Produktart versammelt sämtliche Produkte, die der Hygiene im Veterinärbereich dienen. Dies können Desinfektionsmittel für Stalloberflächen sein, die z. B. beim Wechsel des Tierbesatzes großflächig eingesetzt werden, aber auch spezielle Produkte zur Desinfektion von Zitzen oder Klauen. Auch die Desinfektion von Fahrzeugen zum Tiertransport fällt unter diese Produktart.

PT4: Lebens- und Futtermittelbereich

Desinfizierende Produkte, die direkten Kontakt mit Lebens- und Futtermitteln haben, erfordern ein besonderes Augenmerk, damit eventuelle Rückstände oder Abbauprodukte die Qualität dieser nicht negativ beeinflussen. Dies können Produkte zur Desinfektion von Behältern, Geschirr oder Leitungen sein, die bei der Herstellung, dem Transport und der Lagerung von Lebens- und Futtermitteln verwendet werden.

PT5: Trinkwasser

Unter diese Produktart fallen alle Produkte, die der Desinfektion von Trinkwasser für Menschen und Tiere dienen. Von großen industriellen Trinkwasseraufbereitungsanlagen bis hin zu Tabletten für die Aufbereitung von Kleinstmengen auf Reisen in entlegenen Gebieten.

Risiken und Nebenwirkungen

Der Einsatz von Desinfektionsmitteln ist für die Sicherstellung einer hygienischen Umgebung unverzichtbar. Aber natürlich können durch solche Produkte auch erhebliche Risiken für Mensch und Umwelt entstehen. Daher ist es wichtig, stets das passende Produkt für die jeweilige Anwendung zu verwenden und die Anweisungen genau zu befolgen. Die Prämisse „viel hilft viel“ gilt hier ausdrücklich nicht! Dies erhöht lediglich das Risiko für den Anwender und gegebenenfalls die Umwelt, tötet die Mikroorganismen aber auch nicht schneller oder besser ab.

Für die meisten Desinfektionsmittel besteht aber keine Gefahr, dass Mikroorganismen resistent gegen bestimmte Wirkstoffe werden, wie man es beispielsweise von Antibiotika kennt. Die Wirkstoffe in Desinfektionsmitteln wirken meist an sehr grundlegenden Bausteinen der Organismen und werden in der Regel auch in Konzentrationen eingesetzt, die es den Mikroorganismen unmöglich machen, sich an die Wirkweise anzupassen.

Regulierung und Guidelines

Desinfektionsmittel werden durch die BPR und ihre Leitfäden in den meisten Anwendungsbereiche sehr klar reguliert. So gibt der Leitfaden für Wirksamkeiten genau an, welche Wirksamkeitstests z.B. ein Oberflächendesinfektionsmittel im häuslichen Bereich auf harten Oberflächen erfüllen muss. Dort ist auch angegeben, welche Organismen zwingend abgetötet werden müssen und welche darüber hinaus optional ausgelobt werden können. Diese Anforderungen an Desinfektionsmittel werden nicht nur im Rahmen von Produktzulassungen gemäß BPR erhoben, sondern zunehmend auch bereits bei nationalen Meldungen im Zuge der Übergangsregelung für Produkte die Altwirkstoffe enthalten. Die Aufsichtsbehörden überwachen die Einhaltung der Gesetze und der speziellen Kennzeichnungsvorschriften regelmäßig und sehr genau.

Dr. Mandy Schneider | Expertin für Biozide und deren Verordnung

Unsere Empfehlung

Die Verwendung von Desinfektionsmitteln ist von entscheidender Bedeutung für die Beseitigung von Krankheitserregern und die Aufrechterhaltung hygienischer Bedingungen. Desinfektionsmittel sind durch die Biozidprodukt-Verordnung (BPR) streng geregelt, um ihre Wirksamkeit und Sicherheit zu gewährleisten.

Behalten Sie stehts im Blick, wann die in Ihren Produkten enthalten Wirkstoffe genehmigt werden, um rechtzeitig die für Ihre Vertriebsstrategie passende Zulassung in Angriff zu nehmen. Prüfen Sie frühzeitig die Wirksamkeit Ihrer Produkte nach den strengen und konkreten Vorgaben der BPR.

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