Biozide

Substitution besonders bedenklicher Wirkstoffe in Biozidprodukten

Biozidprodukte sind für die Bekämpfung von Schadorganismen, für die Gesundheit von Mensch und Tier und für die Herstellung von Waren notwendig. Sie können jedoch aufgrund ihrer inhärenten Eigenschaften und ihrer Verwendungsmuster untragbare Risiken für die Umwelt und die Gesundheit von Mensch und Tier bergen.

8 Min.

17.11.2022

 

Eines der Hauptziele der Biozidprodukte-Verordnung (BPR) ist die Gewährleistung eines hohen Schutzniveaus für die Gesundheit von Mensch und Tier, sowie für die Umwelt bei der Verwendung von Biozidprodukten. Um dieses Ziel zu erreichen, sieht die BPR eine Reihe von Mechanismen vor, die Anreize für den schrittweisen Austausch von problematischen Wirkstoffen schaffen sollen. Die zu ersetzenden Stoffe müssen identifiziert und durch Alternativen mit einem vorteilhafteren Profil ersetzt werden. Die BPR enthält spezielle Artikel, die sich mit dem Thema Substitution befassen, so die öffentliche Gesundheit schützen und umweltfreundliche Alternativen fördern sollen.

Das Vorhaben

Eine der Herausforderungen besteht darin, festzustellen, ob bestimmte Stoffe, nicht-chemische Bekämpfungs- oder Präventionsmethoden als Alternativen in Frage kommen, da es hierfür keine harmonisierten Kriterien gibt. Wenn keine angemessenen Informationen über Alternativen (chemisch oder nicht-chemisch) für diese Wirkstoffe gibt, muss das Verbot oder die Einschränkung ihrer Verwendung von Biozidprodukten, die diese Wirkstoffe enthalten, möglicherweise verschoben werden. Dies widerspricht den Zielen der BPR, ein hohes Schutzniveau für die Gesundheit von Mensch, Tier sowie für die Umwelt zu erreichen. Zweck ist es demnach, den Ersatz von als substituierbar eingestuften Wirkstoffen und damit eine künftige schnelle Bewertung zu fördern. Das kann entweder über bereits existierende Wirkstoffe mit einem besseren Profil verlaufen oder mit neuen Alternativen aus der Forschung und Entwicklung.

Weitere Ziele sind die Hervorhebung der BPR-Bestimmungen zur Unterstützung der Substitution sowie der Forschung und Innovation, als auch der Beschaffung und Austausch von Informationen über die Substitutionsinitiativen. Die Kommission legt auch Prioritäten für zukünftige Forschung und Innovation fest, indem es eine Liste von Forschungsthemen zu alternativen Stoffen erstellt, die als potenzieller Ersatz eingestuft werden. Zusätzliche Maßnahmen tragen dazu bei, die Exposition von Mensch und Tier gegenüber Umweltrisiken und toxischen Stoffen zu verringern.

Schwerpunkt der Substitutionsvorhaben

Einige Produktarten enthalten besonders viele Wirkstoffe, die so besorgniserregend sind, dass sie ausgetauscht werden sollen. Auf diesen liegt der Schwerpunkt bei der Suche nach Alternativen. Besonders im Fokus sind Rodentizide PT14, Insektizide PT18, Antifouling PT21, Topfkonservierer PT06, Holzschutzmittel PT08. Diese stellen ein Problem dar, da sie einerseits stark verwendet werden und andererseits extrem breite Anforderungen stellen. Tributylzinn (PT21) zum Beispiel könnte Fischen und dem gesamten marinen Ökosystem schaden und Gefahren für die menschliche Gesundheit und/oder bestimmte Umweltkompartimente verursachen. Bei behandelten Produkten können sie die Gesamtwirksamkeit eines Produkts verringern.

Aber auch PT01 bis 04 werden bevorzugt, weil sie für die Gesundheitsvorsorge unerlässlich sind. Eine spannende Entwicklung ist die Gestaltung von Gesundheitseinrichtungen, die dazu beitragen können, den Einsatz von Desinfektionsmitteln zu reduzieren. Da insbesondere Personen, die in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen des öffentlichen Gesundheitswesens arbeiten, beruflich in hohem Maße mit Desinfektionsmitteln in Berührung kommen, müssen für diese Personengruppen besondere Schutzmaßnahmen in Betracht gezogen werden.

Maßnahmen der Kommission

Neben dem Instrument der Öko-Innovationspartnerschaften hat die Kommission weitere Maßnahmen geschaffen, um die Substitution bedenklicher Chemikalien zu unterstützen. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA), die Generaldirektion Umwelt (GD ENV) und die Exekutivagentur für Klein- und Mittelbetriebe (EASME) verwalten daher langfristige Projekte zur Chemikalienbewertung und -substitution.

  • ECHA: Der Schwerpunkt liegt auf der sicheren und nachhaltigen Produktion und Verwendung von Chemikalien, der Förderung der Substitution, dem Zugang zu Finanzmitteln und der Unterstützung von Innovationen sowie einem besseren Zugang zu Informationen und Fachwissen der ECHA.
  • Das EASME/COSME Projekt: Erleichterung von Verbindungen zwischen SMEs und Lösungsanbietern, die daran interessiert sind, potenziell besorgniserregende Stoffe durch die Partnership Opportunities Database (POD) zu ersetzen, und Erleichterung der Bereitstellung von Informationen für Unternehmen.
  • LIFE-Programm: Finanzinstrument für Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen, teilweise finanziert durch das LIFE-Zuschussportal (SUBSPORT), nützlich für die Identifizierung potenziell besorgniserregender Stoffe. Eine Datenbank mit Fallstudien listet erfolgreiche Beispiele für die Substitution solcher Substanzen auf.

Übergreifende Aktivitäten in Deutschland

Bei der Erörterung des Berichts in der Sitzung des Verwaltungsrats wiesen die Mitgliedstaaten auf Maßnahmen zur Förderung der Innovation und der Substitution besonders besorgniserregender Wirkstoffe in Biozid-Produkten hin sowie auf Bereiche, in denen auf nationaler Ebene ein Bedarf an Alternativen festgestellt wurde. Deutschland hat folgende Maßnahmen ergriffen:

  • SCOTTY (Sustainable Control of Harmful Organisms in the 21st century)
    • Managementansätze für Schadorganismen gemäß der EU-Biozidverordnung zu unterstützen und den Einsatz von Bioziden durch Substitution mit nicht-chemischen Alternativen und Präventivmaßnahmen auf das notwendige Minimum zu reduzieren.
  • Website “Biozid-Portal”
    • Verbraucher und Verteiler über Präventionsmaßnahmen und Alternativen zu Bioziden zu informieren.
  • Ökosiegel (Blauer Engel) für Alternativen
    • Das Ökosiegel kann den Anwendern eine Orientierungshilfe bei der Auswahl der Produkte mit den geringsten Auswirkungen auf die Umwelt bieten. Außerdem können sie die öffentliche Beschaffung von umweltfreundlichen Produkten erleichtern und als Nachweis für Produkte dienen, die nicht unter die EU-Biozidverordnung fallen.
  • Unterstützung von Kommunen bei der Substitution
    • In diesem vom Umweltbundesamt geförderten Forschungsprojekt untersuchte die Universität Würzburg den Einsatz und die Beschaffung von Biozidprodukten und mögliche Alternativen in deutschen Kommunen.

Empfehlung

Sollten Ihre Produkte Stoffe enthalten, die die Substitutionskriterien erfüllen, ist besondere Aufmerksamkeit nötig. Neue Erkenntnisse zu diesen Stoffen und mögliche Alternativen können schnell zu einem Verbot führen und eine Umstellung Ihrer Formulierungen erforderlich machen. Prüfen Sie daher frühzeitig, ob und welche Alternativen für Sie in Frage kommen und welche Risiken diese mitbringen. Wirkstoffe, die die Substitutionskriterien erfüllen, werden in der Regel nur für einen verkürzten Zeitraum zugelassen, was den regulatorischen Aufwand durch wiederkehrende Wirkstoffgenehmigungen und Produktzulassungen erheblich vergrößert.

Unsere Dienstleistung

Sollten Sie unsicher sein, ob Ihre Produkte Wirkstoffe enthalten, die Substitutionskriterien erfüllen, prüfen wir Ihr Produktportfolio auf betroffene Wirkstoffe. Oftmals sind Wirkstoffe mit Substitutionskriterien noch jahrelang im Einsatz, da es einfach keine wirtschaftlichen Alternativen gibt. Sollte Ihr Produkt einen solchen Wirkstoff enthalten und dieser nicht ausgetauscht werden können, unterstützen wir Sie gern bei der Wirkstoffgenehmigung oder der Produktzulassung. Sowohl beim Austausch mit Behörden als auch beim Erstellen des Dossiers und dem Management von Studien sind wir Ihr verlässlicher Partner.

Haben Sie konkrete Fragen? Dann schreiben Sie uns gern eine E-Mail oder rufen Sie an. 

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