REACH

HelpNet-Jahresbericht 2023: BPR, CLP und REACH im Fokus

Im Jahresbericht 2023 des HelpNet-Netzwerks werden die Aktivitäten und Herausforderungen der nationalen Helpdesks (NHDs) und des ECHA-Helpdesks detailliert beschrieben. Mit fast 45.000 bearbeiteten Anfragen und identifizierten "Hot Topics" zeigt der Bericht die wichtigsten Trends und Entwicklungen. Wichtige Themen waren die Anwendung der BPR, die REACH-Registrierungen und spezifische Fragen zur CLP-Verordnung.

11 Min.

06.08.2024

 

HelpNet ist ein Netzwerk, das Vertreter*innen der Europäischen Kommission ECHA, nationale BPR-, CLP- und REACH-Helpdesks, Kandidaten-/Drittländer und Industriebeobachter zusammenbringt, um die Zusammenarbeit durch Informationsaustausch und gegenseitige Unterstützung zu fördern. Die nationalen BPR-, CLP- und REACH-Helpdesks berichten der ECHA jährlich über ihre Aktivitäten, ihre Arbeitsbelastung, interne Organisation und Kundenunterstützung. Im Jahr 2023 sammelte das HelpNet-Sekretariat die Informationen über die Aktivitäten der nationalen Helpdesks (NHDs) durch eine Online-Umfrage, die von Dezember 2023 bis Februar 2024 durchgeführt wurde.

Der Bericht von 2023 fasst die Aktivitäten der NHDs und des ECHA-Helpdesks zusammen und bietet einen umfassenden Überblick über das Ausmaß und den Umfang der HelpNet-Aktivitäten. Die NHDs bearbeiteten fast 45.000 Anfragen, während der ECHA-Helpdesk über 9.210 Fragen beantwortete, die sich auch auf regulatorische und IT-Themen bezogen. Erstmals wurden "Hot Topics" identifiziert, welche neue oder besonders interessante Themen widerspiegeln. Im Folgenden finden Sie alle relevanten Informationen zu den Ergebnissen des Berichts.

Aus Sicht der BPR-VO

Nationale Helpdesk Aktivitäten

Im Jahr 2023 machten allgemeine Fragen zur Biozidprodukte-Verordnung (BPR) 49 % aller eingegangenen Anfragen aus, was einen Rückgang von 19 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Damit ist die BPR erneut die beliebteste Verordnung. Diesjährige Fragen betrafen hauptsächlich die Anwendung der Übergangsmaßnahmen gemäß Artikel 89, nationale Zulassungen, allgemeine Fragen zur BPR -Verordnung, Nationale Gebühren und Fragen zum Geltungsbereich. Ebenfalls von Interesse waren Fragen zu Leitfäden und der möglichen Ausweitung (sowie deren Umfang) des Prüfprogramms. Anfragen in Bezug auf Covid und Desinfektionsmittel sind rückläufig. Fragen im Zusammenhang mit der Kennzeichnung, die 2022 von vielen NHDs gemeldet wurden, sind 2023 nur von einer NHD erwähnt wurden.

 ECHA Helpdesk Aktivitäten

Etwa 650 der insgesamt 4.215 bei der Auskunftsstelle der ECHA eingegangenen Regulierungsanfragen bezogen sich 2023 auf die BPR. Dies entspricht einem Rückgang von etwa 16 % im Vergleich zu 2022 und ist damit zugleich der niedrigste Stand der letzten fünf Jahre. Dies ist jedoch positiv zu werten, da die Kunden das Unterstützungsmaterial besser kennen und sich weniger Fragen auf Themen beziehen, die bereits in den Fragen und Antworten oder den Leitlinien auf der ECHA-Website behandelt werden. Die Top 5 der wiederkehrenden und heißen Themen von Regulierungsanfragen sind allgemeine Fragen zur BPR-Verordnung, Fragen zur Wirkstoffzulassung, zu Artikel 95, zu Datenaustausch und -abfrage sowie Unionszulassungen.

Die Genehmigung von Wirkstoffen war Gegenstand von 15 % der Anfragen. Damit bleibt das Niveau hier im Vergleich zu 2022 konstant. Besonders im Fokus standen dabei die Genehmigung von ADBAC/BKC15 (C12-16) /PT2 und Eucalyptus citriodora oil, hydrated, cyclized (CAS 1245629-80-4)/PT19.

Artikel 95 war Thema von 10 % der Anfragen, ein Anteil, auch dieser Anteil blieb im Vergleich zu 2022 unverändert. Die Hauptanliegen betrafen die Verpflichtungen für Vorläufer von in situ erzeugten Stoffen sowie die Nutzung der Art.-95-Liste als Marketinginstrument.

Fragen zum Datenaustausch und damit verbundenen Anliegen machten 7,5 % der Anfragen aus. Damit lösen sie die technische Äquivalenz mit ihren 7 % vom Vorjahr ab. Hier ist ein Anstieg festzustellen, welcher auf die zunehmende Relevanz von Wirkstoffen für Art.-95-Verpflichtungen und den Ablauf des Datenschutzes gemäß Art. 95(5) zurückgeführt werden kann.

Union Authorisations (UA) waren Gegenstand von 6 % der Anfragen. Hierbei traten hauptsächlich Probleme bei der Suche nach einer bewertenden zuständigen Behörde (eCA) auf sowie Fragen zur Möglichkeit der Gruppierung von Änderungen gemäß Artikel 4 der Verordnung (EU) Nr. 354/2013.

Aus Sicht der REACH-VO

Nationale Helpdesk Aktivitäten

Trotz einer Abnahme von 4 % im Vergleich zum Vorjahr, betrafen 2023 weiterhin 25 % aller Anfragen an die nationalen Helpdesks (NHDs) die REACH-Verordnung. Dies unterstreicht den Unterschied zwischen ECHA-Helpdesk und den einzelnen NHDs, bei denen der Anteil der REACH-Anfragen traditionell am höchsten ist.

Beim Großteil der Anfragen ging es um Sicherheitsdatenblätter, Registrierungen, Beschränkungen, allgemeine Fragen zur REACH-Verordnung und Stoffe in Erzeugnissen. Das Interesse an Beschränkungen nahm infolge der Einführung von Beschränkungen für Mikroplastik, Diisocyanate, Tätowierfarben und Formaldehyd sowie aufgrund des Vorschlags zur Beschränkung von PFAS deutlich zu. 17 NHDs nannten insbesondere Registrierungspflichten und 15 NHDs Sicherheitsdatenblätter als zwei ihrer wichtigsten Themen des Jahres.

ECHA Helpdesk Aktivitäten

Anfragen zur REACH-Verordnung machten 2023 72 % aller Anfragen an den ECHA-Helpdesk aus. Dies entspricht einem Anstieg von 9 % zum Vorjahr und platziert REACH erneut an die Spitze der drei Hauptbereiche. Ganz oben auf der Liste beliebter Themen stehen Registrierungen, Beschränkungen, Bewertung und Zulassung von Stoffen sowie die Kommunikation in der Lieferkette.

Die Registrierung von Stoffen war mit 46 % das häufigste Thema der Anfragen im Jahr 2023, was einen kleinen Anstieg von 6 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Als zweithäufigste Thematik im Bereich REACH konnte die ECHA mit 19 % die Beschränkungen von Stoffen verzeichnen. Dieser signifikante Anstieg von 11 % ist auf die Beschränkung von Mikroplastik und die geplante Beschränkung von PFAS zurückzuführen. Die Kommunikation von Ratschlägen zum Risikomanagement entlang der Lieferkette (einschließlich SCIP-Meldepflichten gemäß der Abfallrahmenrichtlinie, SVHC-Gehalt in Erzeugnissen und Sicherheitsdatenblätter) machte im Jahr 2023 etwa 11 % aller zu REACH eingegangenen Fragen aus, wobei die Anfragen zur SCIP-Meldepflicht abnahmen.

Unverändert zum Vorjahr machten Fragen zur Dossier- und Stoffbewertung 10 % der Anfragen aus. Im Fokus standen dabei Anträge für Verlängerungen der Fristen für Tests in der finalen Entscheidung, spezifische Fragen zu Tests und Teststrategien sowie Fragen im Zusammenhang mit der Möglichkeit und dem Zeitplan zur Herabstufung der Menge während des Bewertungsverfahrens. Auch die Fragen zur Zulassung blieben mit den Vorjahreszahlen vergleichbar und machten 7 % der REACH-Anfragen aus. Thematisch drehten sich diese Fragen häufig um das Verständnis des Geltungsbereichs von SID für REACH-Anhang-XIV-Einträge oder die Aktualisierung der Kandidatenliste besonders besorgniserregender Stoffe (SVHCs) sowie die damit verbundenen Aufnahmekriterien und Verpflichtungen. Weitere Fragen bezogen sich auf die Auswirkungen der Sanktionen im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Ukraine und die annullierte Zulassung bestimmter Verwendungen von Chromtrioxid.

Aus Sicht der CLP

Nationale Helpdesk Aktivitäten

Im Jahr 2023 erhielten die nationalen Helpdesks insgesamt 7.945 Anfragen zu CLP, was 18 % aller Anfragen ausmachte und einen Rückgang von 10 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Zwei Helpdesks erhielten dabei über 1.000 Anfragen, der höchste Wert dieses Jahr lag bei 1.700 Anfragen bei einem Helpdesk. Ein Trend ist im gestiegenen Interesse an Themen im Zusammenhang mit Anhang VIII der CLP-Verordnung zu erkennen, insbesondere zum Unique Formula Identifier (UFI) und der Identifikation der Pflichtinhaber.

Häufigste Themen bei CLP-Anfragen 2023:

  • Anhang VIII: Zunahme der Fragen zur Giftzentrale-Meldung.
  • Artikel 45: Aktuelle Praktiken und Umsetzung.
  • Kennzeichnung: Einschließlich Sprachanforderungen.
  • Klassifizierung und Kennzeichnung von Gemischen: Fragen zur korrekten Einstufung.
  • Allgemeine Fragen zur CLP: Breites Spektrum allgemeiner CLP-bezogener Themen.

ECHA Helpdesk Aktivitäten

Der ECHA-Helpdesk erhielt 2023 insgesamt 4.215 regulatorische Anfragen, von denen 540 die CLP-Verordnung (Classification, Labelling, and Packaging) betrafen. Diese Anzahl stellte einen Rückgang dar, der auf ein besseres Verständnis der Unternehmen bezüglich ihrer PCN-Pflichten (Poison Centre Notification) zurückzuführen ist. Es wird jedoch erwartet, dass die Anzahl der Anfragen im Jahr 2024 wieder ansteigen wird, da die CLP-Verordnung überarbeitet wird und neue Gefahrenklassen eingeführt werden.

Zu den häufigsten Themen der CLP-Anfragen gehörten Fragen zur Klassifizierung von Legierungen und die Anwendung der Kennzeichnungsbefreiungen gemäß Artikel 23 auf Legierungen und Polymere. Auch die Verordnung (EU) 2023/707 und deren Anwendungsdaten waren häufig Gegenstand von Anfragen.

Der IT-Helpdesk der ECHA unterstützte bei technischen Fragen zu verschiedenen ECHA-Tools wie REACH-IT, R4BP, dem ECHA Submission Portal, IUCLID und Chesar. Insgesamt wurden 4.997 technische Anfragen beantwortet, davon 173 im Zusammenhang mit CLP.

Die ECHA bearbeitete Anfragen über verschiedene Kanäle, darunter spezielle Kontaktformulare und andere Kommunikationswege. Sie verpflichtete sich, regulatorische Anfragen innerhalb von 15 Arbeitstagen zu beantworten, wobei die durchschnittliche Antwortzeit bei fünf Arbeitstagen lag. Je nach Komplexität der Frage konnte die Antwortzeit jedoch bis zu zwei Monaten betragen.

Insgesamt zeigt die Aktivität des ECHA-Helpdesks im Jahr 2023 eine stabile Anzahl von Anfragen im Bereich CLP, mit einem Rückgang der spezifischen Anfragen aufgrund eines besseren Verständnisses der Pflichten durch die Unternehmen. Dennoch wird aufgrund der bevorstehenden Änderungen in der CLP-Verordnung ein Anstieg der Anfragen im Jahr 2024 erwartet.

Veranstaltungen, Workshops und Kundenberatung

Im Jahr 2023 berichteten 63 der NHDs für die Themenbereiche BPR, CLP und REACH, dass keine Veränderungen bei den für Helpdesk-Aktivitäten bereitgestellten Ressourcen stattfanden. Dreizehn NHDs meldeten eine Aufstockung und fünfzehn eine Kürzung der Ressourcen. Insgesamt wurden zwischen 0,1 und 10 Vollzeitäquivalente (FTEs) für Helpdesk-Aktivitäten eingesetzt.

Die NHDs organisierten mehr physische als Online- oder Hybridveranstaltungen, wobei Themen wie EU-Chemikaliengesetzgebung und die Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit behandelt wurden. Für 2024 sind Seminare zu bioziden Produktfamilien, neuen Gefahrenklassen im CLP und allgemeinen REACH-Beschränkungen geplant. ECHA und die nationalen Helpdesks förderten die Zusammenarbeit durch Netzwerktreffen und Workshops, ergänzt durch regelmäßige Videokonferenzen zu aktuellen Themen wie Klassifizierung und Kennzeichnung von Legierungen und neuen Beschränkungen.

Fazit

Die Anzahl der Anfragen an die nationalen Helpdesks (NHDs) und die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) nimmt nach einem Höchststand im Jahr 2020 weiterhin ab. Dennoch zeigt die detaillierte Analyse der fast 45.000 Anfragen und die Identifizierung relevanter "Hot Topics", wie wichtig der kontinuierliche Informationsaustausch und die Zusammenarbeit für eine effektive chemische Regulierung sind.

Die meisten Anfragen bei den NHDs betrafen die BPR-Regulierung, insbesondere zu nationalen Verfahren, Gebühren und Genehmigungen für Biozidprodukte. Für ECHA ist REACH die Regelung mit den meisten Anfragen, vor allem zu Registrierung und Kommunikation in der Lieferkette. 2023 gab es mehr Anfragen zu neuen und geplanten Beschränkungen. Die Anzahl der CLP-Anfragen ist gesunken, aber Fragen zum Anhang VIII und der PCN bleiben von Interesse.

Steve Scholze | REACH-Experte

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